Monat: Juli 2014
Meine allererste 200 km-Runde
200 km an einem Tag mit dem Rad zu fahren, stand schon länger auf der Liste der Dinge, die ich mal in Angriff nehmen und auch schaffen wollte. An diesem Tag wollte ich aber eigentlich nur endlich mal wieder am Kahlen Asten vorbeischauen, weil … weil … ach einfach nur so. Ist halt ein wunderbares Ziel und eine sehr angenehm zu fahrende Strecke. Und da das Wetter passte und – dank des Urlaubs – auch die Zeit zur Verfügung stand, ging es mit zwei vollen Wasserflaschen, einem Müsliregel und einem frisch montierten Sattel erst einmal los Richtung Sorpesee.
Die Straße am Vorbecken war mittlerweile asphaltiert und wieder für den Verkehr freigegeben worden, ausreichend Gründe, um dort vorbeizufahren und den Fortgang der Baumaßnahmen am Vorbecken zu fotografieren. Hier musste ich auch noch einmal am Sattel nachjustieren, konnte dort aber eine Einstellung finden, die die restlichen 195 km funktionieren sollte – was mir mit dem Vorgängermodell irgendwie nie gelingen wollte. Dem Foto kann man entnehmen, dass sich das eine oder andere Wölkchen an den Himmel verirrt hatte und die Sonne nicht ganz so brutal und heiß vom Himmel brannte, wie sie das noch an den Tagen zuvor tat. Mit knapp über 20° um 10.30 Uhr bei leichtem Wind herrschten daher nahezu ideale Voraussetzungen für die Tour zum Kahlen Asten.
Vom Sorpesee-Vorbecken ging es ganz entspannt runter bis zum Lindhövel, über Stemel und Sundern über Westenfeld, Altenhellefeld und Visbeck nach Berge. Hier bog ich links auf den Wenneradweg ab. Wäre ich hier rechts Richtung Wenholthausen abgebogen, hätte mich vielleicht dasselbe Schicksal ereilen können wie den bedauernswerten Radfahrer, der an diesem Tag in etwa zu dieser Uhrzeit auf dem Radweg zwischen Berge und Wenholthausen von einem umstürzenden Baum erschlagen wurde. Von alledem nichts wissend, fuhr ich in die andere Richtung Richtung Wennemen. Von dort geht es – von ein paar kurzen Abfahrten abgesehen – bis zum Kahlen Asten etwa 47 km lang nur bergauf, allerdings immer nur leicht und durchaus angenehm gleichmäßig. Da es ein Werktag war, hatte ich dieses Mal leider nicht wie bei meinen anderen Fahrten zum Kahlen Asten das Glück, unterwegs auf einen anderen Radfahrer zu treffen, um ein wenig zu plaudern, konnte allerdings dadurch auch den Podcast-Stau abbauen, der sich auf meinem Smartphone Tage zuvor gebildet hatte. So ging es dann mit einem Knopf im Ohr zusammen mit meinen Lieblingspodcastern unspektakulär weiter bis Winterberg. An der Tankstelle am Ortseingang wurden die Flaschen aufgefüllt, zwei Croissants in die Trikotaschen gestopft, bevor es direkt weiterging.
Erst oben wurden die Croissants gefuttert, während der Blick über das Umland schweifen konnte; fast wolkenfrei bot sich eine prima Fernsicht. Nur frisch war es hier oben, und so musste ich gleich wieder los, um nicht zu frieren. Auf der Abfahrt hinunter zur Hochsauerland-Höhenstraße zeigte das Tacho-Thermometer plötzlich keine 20° mehr an, nachdem sich eine dicke Wolke vor die Sonne geschoben hatte. Brrrrrrr! Ab Altastenberg sollte sich das aber wieder ändern. Die Wolke hatte sich verzogen und die Temperaturen kletterten wieder in angenehmere Regionen.
Als ich in Schmallenberg angekommen war, wusste ich, dass ich in Gleidorf den Abzweig Richtung Bad Fredeburg verpasst hatte, drehte im Kreisverkehr zwei Runden, da dort dann wieder auf einem Schild zu lesen war, dass die Straße zwischen Gleidorf und Bad Fredeburg gesperrt war. Damit hatte sich die Weiterfahrt über Dorlar nach Eslohe auch erledigt, und ich fuhr Richtung Wormbach Richtung Felbecke und Niederberndorf hoch nach Arpe. Dort hatte ich am Anfang des Jahres eine herrliche Strecke abseits von allem Autoverkehr entdeckt, die ich mir noch einmal gönnen wollte. Auf dem Weg Richtung Niederlandenbeck passierte ich eine Schulklasse, die einen Spalier bildete und einen entgegegenkommenden Radfahrer und auch mich mit einer La Ola feierte: Wunderbar! Über die ebenfalls verkehrsarme Nebenstrecke über Hengsbeck ging es zur B55 Richtung Eslohe, wo ich mir in der kleinen Bude am Busbahnhof noch einmal die Flaschen nachfüllte und mir schnell eine Frikadelle gönnte. Sicherlich nicht unbedingt die passendste Wegzehrung, aber sie schmeckte hervorragend.
Mit knapp 125 km auf dem Tacho und knapp 25 km direktem Weg nach Hause wäre ich nun bei 150 km gelandet. Aber meine Beine waren noch ganz gut und der Hintern signalisierte auch, dass noch ein wenig ginge. Zwar zwickte es hier und da, und auf dem neuen Sattel rutschte ich schon ein wenig hin und her, aber jetzt schon nach Hause zu fahren, schied aus. Und so fuhr ich an diesem Tag genau ein zweites Mal nicht über den Radweg von Eslohe nach Wenholthausen und Berge, ohne zu wissen, was da ein paar Stunden zuvor Schreckliches passiert war. Stattdessen ging es über Sieperting, Niedersalwey und Obersalwey bis hoch nach Faulebutter, in der Hoffnung auf ein großes, alkoholfreies Weizenbier und ein riesiges Stück Kuchen mit Sahne…
Leider war es dort oben bei Rademachers wie ausgestorben; Radtouren an Werktagen haben also auch Nachteile. Aber ich habe meinen mittlerweile leicht müden Knochen dennoch ein paar Minuten Ruhe gegönnt, bevor ich mich in die rasante Abfahrt nach Schönholthausen gestürzt habe. Über Lenhausen ging es weiter bis Rönkhausen, zu einer weiteren „Kreuzung der Entscheidung“. 150 km standen auf dem Tacho, ab hier über den Lenscheid wäre ich maximal auf 165 km gekommen, über Leinschede und den Schlot vielleicht auf 175 km. Den Anstieg von Eiringhausen nach Birnbaum wollte ich mir mit so vielen Stunden in den Beinen nicht mehr antun. Was lag also näher, noch ein paar Flachkilometer abzuspulen und bis Werdohl weiterzufahren. Wie sich zeigte, war das keine schlechte Wahl, denn der Rückenwind entlang der Lenne half mit, dass zwischendurch der Tacho eine Geschwindigkeit weit oberhalb von 30 km/h anzeigte, die ich nicht so recht glauben wollte. Aber Strava ist sicherlich mein Zeuge.
Ab Werdohl ging es zum drittletzten „Anstieg“ hoch nach Neuenrade. In der Hoffnung, dass die Baustelle zwischen Neuenrade, Küntrop und Garbeck mittlerweile Vergangenheit war, die mich neulich schon zu einem Umweg über Affeln gezwungen hatte, fuhr ich also Richtung Flugplatz Küntrop. Warnbaken und Umleitungsschilder wiesen unmissverständlich darauf hin, dass es hier nicht lange weiterging. Bis zum noch erreichbaren Flugplatz ging es noch auf Asphalt weiter. Danach kam Lehm: hart, trocken, befahrbar. Also einfach weiter – es war ja längst Feierabend auf der Baustelle und gefährlich war es schließlich auch nicht. Bis ich an eine Stelle kam, die halt nicht so ganz trocken war und das Rennrad zentimetertief im Schmodder steckte. Fump!
Die Satteltasche hatte sich durch die Rüttelei auch losgerappelt, konnte aber wieder festgeschraubt werden. Ein junger Mountainbiker fuhr an mir vorbei, und damit war es auch eindeutig: hier geht es weiter, irgendwie. Letztlich waren es nur wenige hundert Meter, die ich schiebend zurücklegen musste. Den Lehm von den Bremsen entfernt, und schon konnte es weitergehen. Über Balve ging es ein vorletztes Mal hoch nach Mellen, von Mellen kurz runter und ein letztes Mal hoch und wieder runter zum Sorpesee. Die Anstiege lagen hinter mir, jetzt ging es quasi nur noch flach bis nach Hause. Kurz vor Schulten Eiche sollte es soweit sein, dass der Tacho die magische 200,00 km anzeigte. Auf dem folgenden Foto mag man es erahnen können:
Die letzten paar hundert Meter habe ich noch einmal in mich hinein gefühlt. Wäre es erforderlich gewesen, hätte der Tacho erst 190 km angezeigt, ja, es hätte noch weitergehen können. Aber es war auch gut so, dass es vorbei war. 🙂
Daten laut Tacho: 201,87 km / 07:51:47 / 2151 hm / 143 bpm avg / 25,67 km/h avg
Verbrauch: 2,1 Liter Kranenberger, 1 Liter Mineralwasser, 1,5 Liter Cola, 2 Croissants, 1 Müsliriegel, 1 Energieriegel, 1 Frikadelle (mit Brötchen und Senf)