Die Wettervorhersage war nicht so prickelnd für Fronleichnam sowie den anschließenden Freitag und das folgende Wochenende, aber für den heutigen Dienstag war trockenes Wetter mit Sonne vorhergesagt. Beste Voraussetzungen für einen kleinen Urlaubstag. Neulich waren wir mal wieder im Panorama-Park, und als wir die Serpentinen kurz vor dem Abzweig zum Parkplatz hinauf fuhren, und dabei zahlreiche Radfahrer überholten, da dachte ich mir, dass ich hier auch einmal hochfahren müsste. Gesagt, getan. Da einfach nur hin- und zurückfahren nicht so sonderlich interessant ist, habe ich mir tags zuvor bei gpsies.com angeschaut, wie es dort weitergeht, wo ich noch niemals zuvor unterwegs war. Irgendwie bergab, einmal links und dann auf Schmallenberg fahren, passt schon. Die zusammengeklickte Route kam auf etwa 125km, passte ebenfalls. Also tags zuvor noch einmal die Felgen geputzt, die Ritzel entsifft, die Kette frisch geölt, zwei Ersatzschläuche in die Satteltasche gepackt und morgens gegen 09.30 Uhr auf’s Rad geschwungen.
Los ging’s über den Amecker Golfplatz nach Allendorf und über den Schlot zur Lenne runter. Die Auffahrt zum Schlot ist weniger giftig als der Lenscheid, und ich wollte doch nicht gleich am Anfang Körner liegen lassen. Unten in Leinschede angekommen, an der Lenne entlang dann immer geradeaus über Rönkhausen, Lenhausen, Finnentrop und Bamenohl bis Grevenbrück. Von Lenhausen bis Grevenbrück und dann auch weiter bis Lennestadt ist die Strecke natürlich nicht so prickelnd, aber immerhin ist die Straße größtenteils breit genug, so dass auch die zahlreichen LKWs – es war ja ein Werktag – relativ problemlos überholen konnten. Über Kirchhundem, Würdinghausen und Oberhundem ging es dann weiter Richtung Panorama-Park und Rhein-Weser-Turm. Die Auffahrt ist angenehm gleichmäßig, an der einen oder anderen Stelle hätte man sicherlich ein kleines Panoramafoto knippsen können. Aber da es eh nicht besser als mein bei der Wikipedia eingestelltes Panorama geworden wäre, habe ich darauf verzichtet, im Anstieg eine Fotopause einzulegen. Außerdem war ich daran interessiert, wie meine Zeit bei diesem Segment im Vergleich zu den ganzen anderen „bekloppten“ Strava-Benutzern war, wenngleich ich es hier ganz locker habe angehen lassen. Ergebnis: gutes Mittelfeld, aber ausbaufähig.
Oben angekommen habe ich kurz ein Foto des Rhein-Weser-Turms geknippst, um dann gleich weiter ins „unbekannte Land“ zu fahren. Es folgte eine eeeeeeendlooooooos lange Abfahrt auf sehr gutem Asphalt, auf der man schön Tempo machen und/oder die Beine ausschütteln konnte. Zwischendurch merkte ich, dass die beiden Bidons fast leer waren, und ich ärgerte mich, dass ich sie nicht oben am Rhein-Weser-Turm aufgefüllt hatte. Endlich unten in Röspe angekommen, ging es dann links ab Richtung Aue und weiter lang und wieder gleichmäßig ansteigend über Wingeshausen an der Wisent-Welt vorbei Richtung Jagdhaus. Beim Blick auf den Höhenmesser wunderte ich mich, dass ich schon wieder bzw. immer noch so hoch unterwegs war. Außerdem wunderte ich mich, dass ich zum einen an keiner einzigen Tankstelle vorbeikam und zum anderen alle Bäckereien geschlossen hatten. Die Trinkflaschen blieben also fast leer, da sich der Himmel aber ziemlich mit dicken Wolken zugezogen hatte, hielt sich der Durst in Grenzen. Auf der folgenden steilen Abfahrt von Jagdhaus nach Fleckenberg kamen mir ein paar „bedauernswerte“ Kollegen entgegen, die sich von Fleckenberg nach Jagdhaus hinaufquälten. Ich war froh, dass ich da nicht rauffahren musste, sondern meine Bremsbeläge heiß laufen lassen konnte.
Kurz vor Schmallenberg steuerte ich dann die erste Tankstelle an, füllte erst einmal die Flaschen auf und gönnte mir zwei Schinken-Käse- und einen Schoko-Croissant. Der freundliche Tankwart war wohl Radfahrer gewohnt, denn zuvorkommend fragte er, wie er die drei Teile verpacken sollte: „Alle in eine Tüte oder getrennt, wegen der Rückentaschen und so“. Eine Tüte reichte mir, zwei Teile wurden draußen sofort verputzt, das dritte Teil (Schinken-Käse) kam als Notration in die Rückentasche. Weiter ging es unterhalb von dicken schwarzen Wolken mitten durch Schmallenberg Richtung Gleidorf und Bad Fredeburg. Da ich keine Lust mehr darauf hatte, andauernd von LKWs überholt zu werden, bin ich nicht weiter Richtung Dorlar gefahren, sondern mich für den kleinen Umweg über Ebbinghof und Wormbach entschieden. Ab da ging es über altbekannte und hier schon oft beschriebene Strecken weiter über Bremke, Eslohe und Wenholthausen nach Berge und Visbeck. Ab Wenholthausen kam auch wieder die Sonne heraus und die Armlinge konnten wieder in die Rückentasche verschwinden. Richtung Altenhellefeld hatte ich ein paar hundert Meter Begleitung durch einen netten Rennradfahrer, ein richtig durchtrainierter Rentner aus Menden. Wo geht’s noch hin? Wieviel schon gefahren? Er schon 120km und 2000hm. Hut ab, ich wäre froh, wenn ich in dem Alter auch noch so fit sein würde.
Mein Tacho zeigte zu dem Zeitpunkt auch bereits 130km an, also schon 5km mehr, als ich mir vorher für die Runde ausgerechnet hatte. Und zu Hause war ich ja auch noch nicht. Dennoch, die Beine fühlten sich noch gut an, und wäre ich direkt über Sundern nach Hause gefahren, hätten irgendetwas zwischen 140km und 150km auf dem Tacho gestanden. Kurzer Blick auf die Trinkflaschen, die noch ein wenig Inhalt hatten, kurzes Hineinhorchen in die Beine, die grünes Licht signalisierten, also noch einen weiteren kleinen Umweg und ein paar zusätzliche Höhenmeter über Meinkenbracht und Endorf nach Sundern. In der Röhre angekommen wollte ich immer noch nicht zurück, also noch einmal nach Selschede hoch und nach Westenfeld runter und zum zweiten Mal an diesem Tag eine Tankstelle angesteuert. Noch einmal Wasser und Cola nachgefüllt, ein Balisto gemampft, zu Hause angerufen und Bescheid gegeben, dass es noch eine Stunde dauern würde. Tja, und dann halt noch eine Runde um die Sorpe gedreht. Am Ende standen dann knapp sechseinhalb Stunden reine Fahrtzeit und170km auf dem Tacho, und ich hatte das gute Gefühl, dass auch 200km möglich gewesen wären. 🙂
Panoramafotos von unterwegs