Nachdem ich mich knapp eine Woche mit dem MTB im Flachland bei durchwachsenem Wetter herumgetrieben habe, freute ich mich darauf, endlich wieder eine Runde mit dem Rennrad im Sauerland drehen zu können. Das Wetter war im Vergleich zur vorherigen Woche nahezu ideal: 25°, sonnig. Gut, es war auch ein wenig windig, aber man ja nicht alles haben.
Eine konkrete Runde hatte ich nicht geplant, also fuhr ich erst einmal los. Durch die Settmecke ging es durch Sundern nach Westenfeld. (Hier wird übrigens derzeit ein Radweg gebaut und für Millionen von Steuergeldern ein weiterer Flicken dem außerortschaftlichen Radwegeflickwerk im Sauerland hinzugefügt. Was könnte man mit diesem Geld nicht alles sinnvolleres anstellen…) Über die ruhigen Nebenstrecken ging es über Weninghausen und Linnepe weiter bis Altenhellefeld, weiter nach Visbeck und über die vollsanierte Fahrbahndecke runter bis Berge. Über den gut bevölkerten Wenneradweg fuhr ich weiter bis Wennemen und ab dort über die weiterhin wenig befahrenen Nebenstrecken über Calle und Mülsborn nach Schüren. Hier wird man auch an einem sonnigen Wochenende höchstens von ein paar Autos und Motorradfahrer überholt. Das Wetter war wohl auch für die Flieger sehr geeignet, denn auf dem Flugplatz in Schüren (wie auch später in Küntrop) war reichlich Flugverkehr.
Über Büenfeld ging es weiter Richtung Reiste, ich bog aber vorher rechts ab und fuhr über Büemke die Strecke, in der ich in diesem Jahr bisher immer alleine auf der Straße unterwegs war, vermutlich weil die Straße heimlich als ADAC-Stoßdämpfer-Teststrecke verwendet wird und sich niemand sonst daher traut. In Wenholthausen angekommen ging es wieder auf den Wenneradweg, nun aber in Richtung Sallinghausen und Eslohe. Über den Sauerland-Radring ging es bis kurz vor Kückelheim, wo ich aber wieder auf die Straße wechselte, um die schöne Abfahrt runter nach Serkenrode und Fretter genießen zu können. In Lenhausen ging es dann auf die stärker befahrene, aber breite und daher unproblematische B236.
Wenn man hier angekommen ist und irgendwie zurück nach Sundern möchte, hat man mehrere, höhenmeter-neutrale Möglichkeiten. Je nach Fitness-Stand oder Laune kann man mehr oder weniger Flachkilometer schrubben und in Rönkhausen über den Lenscheid zurück, in Leinschede über den Schlot, in Eiringhausen hoch nach Birnbaum, in Werdohl hoch nach Neuenrade oder über Altena hoch nach Neuenrade fahren.
Da Beine und Po noch keine Warnzeichen gaben, bin ich in Rönkhausen einfach erst einmal weiter geradeaus gefahren. Der Wind blies kräftig von hinten und sorgte dafür, dass ich auf den nächsten Kilometern ein Dauergrinsen im Gesicht hatte. Permanent zwischen 34 und 37 km/h vom Tacho ablesen zu können, während das Herz mit niedrigen 140 bpm schlägt, das hat schon etwas. Und so hatte ich auch kein Problem damit, dass sich ein Päärchen grußlos mit „Eddy Merkx Salzburger Land 2010“-Trikots an mein Hinterrad klemmten und bis Eiringhausen ziehen ließen, wo sie dann mit einem kurzen Hallo (nur er, sie blieb stumm) abbogen. Der aufmerksame Leser bemerkt: über den Schlot bin ich also auch nicht gefahren, denn ich hatte Lust auf mehr.
Von Eiringhausen ging es weiter entlang der Lenne mit Rückenwind bis Ohle. Dort konnte ich an der Tanke die Flaschen auffüllen und zwei Milka-Nussini (zum Preis von einem) mampfen. Die Entscheidung, ob ich weiter bis Altena fahren sollte, wurde mir kurze Zeit später abgenommen. Ab Ortsmitte Ohle ist die B236 voll gesperrt, und auch das Umfahren der Baustelle über den Radweg entlang der Lenne und das Überfahren derselben über die Holzbrücke in Hilfringhausen funktionierte nicht, weil eben diese Holzbrücke auch saniert wird. Ein Spaziergänger empfahl mir in Elhausen dann, über „Burg“ bis Werdohl zu fahren. Das sei zwar anstrengend, aber schön. „Genau darum geht es doch“, erwiderte ich.
Also ging es wieder zurück zur Ortsmitte von Ohle und dann über die K8 anfangs etwas steiler, dann angenehm ansteigend hoch nach Selscheid. Sehr angenehm und wieder mit Dauergrinsem im Gesicht war dann die anschließende Abfahrt runter nach Kleinhammer (10% Gefälle, Vmax= gebremste 70 km/h). Dann weiter über die B229 nach Werdohl und dort hoch über die komplett mit Mc-Donald’s-Müll verseuchte Auffahrt nach Neuenrade. Dort am Bahnhof entlang Richtung Küntrop und über die Nebenstrecke nach Garbeck und weiter bis Balve. So langsam merkte ich meine Oberschenkel, aber die noch folgenden zwei kleinen Anstiege zwischen Balve und Mellen sowie Mellen und dem Sorpesee hielten sie noch durch. Am Sorpesee war bei dem schönen Wetter entsprechend viel los. Auf dem Wasser tummelten sich wegen des Windes reichlich Segelboote, auf dem Radweg reichlich Inline-Skater, auf der Straße reichlich sich gegenseitig jagende Mottorrad- und Tiefergelegter-3er-und-GTI-Fahrer.
Hier radelte ich also langsam und entspannt aus, mied den Eiswagen am Vorbecken, obwohl ich große Lust hatte, noch schnell zwei Kugeln Amarena zu schlecken, und fuhr über Illingheim Richtung Seidfelder Flugplatz. Hier strahlten die goldenen Getreidefelder im schönen Abendlicht. Ein Mähdrescher verrichtete kaum hörbar seinen Dienst, ein Zeichen dafür, dass es immer noch reichlich Wind gab.
Insgesamt eine tolle Runde, die ordentlich Spaß gemacht hat. Den Umweg zwischen Ohle und Werdohl über Selscheid kann man sich natürlich sparen, man kann ihn aber auch mitnehmen, wenn es einem zu langweilig an der Lenne wird.
Übrigens: Diese Tour wäre beinahe nach nur 500 Metern beendet gewesen, als eine schneidig ein Stop-Schild überfahrende und meiner Anwesenheit völlig unbewusste da nie in meine Richtung schauende weibliche Person mit ihrem Auto direkt auf mich zukam und erst in der letzten Sekunde ihr Lenkrad herumriss und bremste, um mich zu meinem Glück nicht frontal voll über den Haufen zu fahren.
Übrigens #2: Liebe Tiguan-Fahrer aus OE, Ihr könnt mich in Eslohe Höhe Heimatmuseaum noch so oft anhupen, ich werde weiterhin auf der Fahrbahn und nicht über die „Kamelbuckel“ fahren: Dort ist kein und da war noch nie ein Radweg. BEGREIFT DAS ENDLICH! Selbst wenn dort ein Radweg wäre und ich diese nicht benutzte, beginge ich lediglich eine Ordnungswidrigkeit. Euer Herumgehupe gepaart mit dichtem Überholen stellt hingegen eine Nötigung dar.